Digitalpiano oder akustisches Klavier?
Das richtige Klavier finden
Welches Klavier ist das richtige für dich? Soll es ein echtes akustisches werden oder reicht ein Digitalpiano auch? Was gibt es sonst noch zu beachten? Was sind überhaupt die Unterschiede?
Diese und ähnliche Fragen werden mir als Klavierpädagoge und Pianist naturgemäß sehr häufig gestellt, nicht nur von meinen eigenen Schülern. Deshalb versuche ich dir in diesem Artikel die Unterschiede, die Vor- und Nachteile verschiedener Arten von Klavieren darzulegen.
Möchtest du mit dem Klavierunterricht anfangen und stehst noch vor der Frage welches Instrument überhaupt passend für dich ist? Dieser Beitrag hilft dir eine kleine Übersicht über die Tasteninstrumente zu bekommen, so kommst du leichter zu einer Kaufentscheidung. Am besten fragst du aber auch deinen Klavierlehrer um Rat.
Der Handel mit den Tasten
Der Klaviermarkt spricht eine eindeutige Sprache: Einige kleinere Klavierhäuser halten sich teilweise nur noch mühsam über Wasser, weil ihnen die steigende Beliebtheit des Digitalpianos die Gewinne untergräbt.
Manche mussten in den letzten Jahren sogar zusperren, einige nehmen die elektronischen Instrumente aber dafür in ihr Sortiment auf, um auch den steigenden Markt an Digitalpianos bedienen zu können.
Die Verkaufszahlen akustischer Klaviere befinden sich im Sinkflug und werden immer weniger von den tausenden Klavierneulingen erworben, die die Entscheidung getroffen haben, dieses wundervolle Instrument zu erlernen…
Sind die „echten“ Instrumente zu groß, zu schwer, zu sperrig, zu laut, zu teuer, zu viel Wartungsaufwand, zu empfindlich…?
Wie gut eignen sich Digitalpianos, um darauf Klavier zu lernen? Sind akustische Klaviere nach wie vor das einzig Wahre?
Je nach Qualität ist ein Digitalpiano ein hervorragender Ersatz für ein akustische Klavier und du kannst darauf im Normalfall auch das Klavierspiel erlernen.
Ich empfehle sie auch meinen Schülern als gute Alternative zu einem akustischen Klavier. Sie sind einem akustischen Klavier, das in schlechtem Zustand ist sogar vorzuziehen.
Bei der Entscheidungsfindung spielen auch Aspekte wie Preis, Mobilität und Platzangebot eine große Rolle. Zwar bin ich selbst mit akustischen Klavieren aufgewachsen, später bin ich aber auch viel mit Stagepianos aufgetreten (Das Stagepiano ist eine kompakte, transportfähige und bühnentaugliche Variante des Digitalpianos, siehe weiter unten)
Auch selbst übe ich regelmäßig zu Hause auf meinem Digitalpiano (Kawai CA99). Im creativepiano Studio kann ich dann an meinem Yamaha C7 Flügel die feineren klanglichen Nuancen sowie das Pedalspiel beim Üben herausarbeiten.
Bemerkenswert ist, dass die Verteilung der Übezeit bei mir zu etwa 80% zugunsten des Digitalpianos ausfällt.
Begriffe und Arten
Um zu verdeutlichen, welche Art von Tasteninstrumente beim Erlernen des Klaviers in Frage kommen, gebe ich hier eine kurze Übersicht.
Akustisches Klavier
Bei akustischen Klavieren versetzen bei Anschlag der Tasten mechanisch bewegte Hämmer die Saiten in Schwingung, der daraus entstehende Klang wird über einen Resonanzboden (Fichtenholzplatte) verstärkt, da er sonst zu leise wäre.
- Pianinos (engl. Upright piano) gibt es in unterschiedlicher Höhe, je höher, desto voluminöser im Klang, vor allem in den Bässen
- Flügel (engl. Grand piano) gibt es in unterschiedlicher Länge, 150-170 cm Stutzflügel, 170-220 cm Salonflügel, 220-290 cm Konzertflügel
In akustische Klaviere lässt sich auf Wunsch ein sogenanntes Silent-System einbauen, das eine Stummschaltung der Mechanik erlaubt. Dadurch hat man ein Klavier und Digitalpiano in einem, sodass man auch (fast) lautlos üben kann (Wie bei allen Digitalpianos ist natürlich das Anschlaggeräusch der Tasten je nach Modell noch unterschiedlich laut zu hören)
Silent Klaviere sind übrigens nicht zu verwechseln mit Hybrid-Digitalpianos. Letztere gehören zur Gruppe der Digitalpianos und werden nachfolgend kurz erklärt.
Digitale Tasteninstrumente
Sie geben von akustischen Instrumenten aufgenommene Klänge über Lautsprecher oder Kopfhörer aus. Diese Audiodateien, auch „Samples“ genannt werden über den Tastenanschlag ausgelöst. Folgende Arten sind als Ersatz für ein akustisches Klavier interessant:
- Digitalpiano: Klang und Spielgefühl wird möglichst authentisch wiedergegeben; ist mit einer gewichteten 88-Tasten-Klaviatur ausgestattet, die dem Pianisten das Spielgefühl eines echten Pianos vermittelt; sieht äußerlich einem Pianino ähnlich, da es mit Korpus und 3 Pedalen ausgestattet ist, Tastenwiderstand wird mit Federn und Gewichten simuliert.
- Stagepiano: Die bühnentaugliche Variante des Digitalpianos, ohne Korpus und in leichter Bauweise ist es transportabel. benötigt zur Aufstellung ein Keyboardstativ und ein separates Pedal.
- Hybrid-Digitalpiano: In diesen Modellen ist eine echte Klaviermechanik eingebaut, was das Spielgefühl noch authentischer gestaltet; kommt dadurch einem akustischen Klavier am nächsten, ist aber auch oft deutlich teurer und schwerer als ein normales Digitalpiano.
Vor- und Nachteile des Digitalpianos
Für ein echtes Klavier musst du im Normalfall tiefer in die Tasche greifen und du musst es auch regelmäßig stimmen und warten lassen. Diese zwei Aspekte lassen viele zum günstigen Digitalpiano greifen.
Das ist in diesem Fall verständlich, denn das Digitalpiano kann in praktischer Hinsicht überzeugen und dessen Vorteile sind gerade für Laien sofort ersichtlich:
- Möglichkeit zum Regeln der Lautstärke*
- Lautloses Üben mit Kopfhörern**
- Geringes Gewicht und somit leichter zu transportieren (ca. 30-80 kg)
- Keine Stimmung notwendig
- Unempfindlich bei klimatischen Schwankungen
- Klang kommt dem echten Klavier relativ nahe, meist bei teureren Modellen
- Preislich attraktiver, Einstiegsmodelle schon ab 700,-
*Selbst wenn die Möglichkeit besteht, die Lautstärke beliebig laut zu regeln, du solltest eines bedenken: die Lautstärke wird durch die Anschlagsgeschwindigkeit dosiert. Das heißt bei zu leiser oder zu lauter Einstellung wird das Ergebnis im Vergleich zu einem akustischen Klavier verfälscht abgebildet. Den Lautstärkeregler also immer annähernd so einstellen, dass es der Realität entspricht, dann lassen sich laute und leise Klänge wie beim echten Instrument abbilden. Auch beim Übergang auf ein akustisches Instrument wirst du ein ähnliches Gefühl haben, um die Lautstärke durch deine Anschlagsgeschwindigkeit zu dosieren.
**Das „lautlose Üben“ ist der größte Trugschluss und die größte Überraschung für viele, wenn das ersehnte Digitalpiano endlich in den eigenen vier Wänden steht. Warum? Auch die Mechanik in einem Digitalpiano macht Lärm bei jedem Tastenanschlag, der bei manchen Modellen sogar sehr durchdringend und nervend ausfallen kann. Wenn du lautloses Üben als Hauptargument siehst, so teste unbedingt jedes Digitalpiano im Geschäft mit Lautstärke „null“ aus und höre auf die Tastengeräusche.
Folgende Nachteile muss man in Kauf nehmen, wenn man zur digitalen Klangerzeugung greift:
- eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten des Klangbilds (Dynamik!)
- mittelmäßige Wertstabilität (die Technik entwickelt sich weiter, ein 10 Jahre altes Digitalpiano ist im Wert stark gesunken)
- keine echte Klaviermechanik und zu kurze Tasten (außer Oberklasse)
- wenig differenzierte Pedalisierungsmöglichkeiten
- Saitenresonanz wird selbst bei teureren Modellen nicht optimal umgesetzt
- „Lautloses Üben“ kann sich durch zu laute Anschlagsgeräusche als Enttäuschung herausstellen
Eine häufige Folge dieser Nachteile: Die Wahrnehmungs- und Differenzierungsfähigkeit wird von Schülern beim Erlernen des Klavierspiels wenig oder gar nicht entwickelt. Die Geräte schwingen nicht und leben nicht. (eine leichte Ausnahme bilden 2 Modelle von Kawai: CA98 und CA99 sind mit einem kleinen Resonanzboden ausgestattet)
Das Pedal verzeiht durch seine eingeschränkten Möglichkeiten schlampiges Pedalspiel, etwas das ich bei „Digitalpianoschülern“ fast durchgehend beobachte.
Nichtsdestotrotz haben Digitalpianos in den letzten 10 Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Instrumente der Mittel- und Oberklasse sind mit qualitativen Holztastaturen, leistungsstarken Lautsprechersystemen aufwändigen Samples und vielen anderen Vorzügen ausgestattet.
Selbst Digitalpianos der Einstiegsklasse sind empfehlenswert und du musst dich dazu nicht in Unkosten stürzen.
Vor- und Nachteile des akustischen Klaviers
Um die Vorzüge eines akustischen Klaviers – die für ungeübte Ohren und Finger schwieriger erfassbar sind – schätzen und lieben zu lernen, musst du nicht schon 10 Jahre gespielt haben.
Selbst viele der kleinsten Anfänger sind feinfühlig genug, um die Unterschiede in Klang und Spielgefühl wahrzunehmen und bevorzugen ein akustisches Klavier. Das ganze Instrument schwingt und lebt, was ein authentisches Klanggefühl vermittelt.
Im Unterschied zu seinem elektronischen Replikat bietet es folgende Vorteile:
- Bei guter Pflege hohe Wertstabilität
- Enormer, stufenloser Dynamikbereich vom kaum wahrnehmbaren pianissimo (sehr leise) bis zum kräftigsten fortissimo (sehr laut)
- Jede Lautstärke hat eine andere Klangfarbe, dies gibt dem Gesamtklang Tiefe, was insbesondere beim Ausbalancieren von verschiedenen Stimmen oder Färben von Akkorden eine große Rolle spielt
- Feinstes Dosieren des Anschlags für ein nuancenreiches Spiel
- „Saitenresonanz“: Die Töne beeinflussen einander, regen einander zum Schwingen und Schweben an (aus dem Wechselspiel der Obertonbeziehungen ergeben sich feine Klangfarbenänderungen)
- Anschlag, Ansprache und Spielgefühl: Die Klaviermechanik bietet die nötige Masse, um auch bei größerer Lautstärke noch differenziert spielen zu können
With great power comes great responsibility: Folgende Punkte trüben mitunter das rosig klingende Gesamtbild… Nachteile:
- Klaviere sind unglaublich schwer und unglaublich unhandlich (ein Flügel wiegt je nach Größe ab 250 kg aufwärts)
- anfällig bei klimatischen Schwankungen
- höhere Anschaffungskosten als ein Digitalpiano, meist ab € 3000,- aufwärts
- jährlicher Aufwand für Klavierstimmen und Service (€ 100-200,-)
- großer Platzbedarf (gilt nur für Flügel)
Empfehlungen
Wenn du noch vor der Kaufentscheidung stehst, hier eine kurze Liste meiner Empfehlungen mit den ungefähren Kosten, die zu erwarten sind (Mietkauf kommt auch fast immer Frage, vergiss nicht im Klavierhaus danach zu fragen):
- Flügel: Gebraucht ab 170 cm Länge, Kostenpunkt: ab ca. €7.000,-
- Pianino: Gebraucht ab ca. 110 cm Höhe. Kostenpunkt ab ca. €2.500,- oder neu ab ca. € 3500,-
- Digitalpianos der Einsteiger- oder Mittelklasse renommierter Marken wie Kawai, Yamaha, Casio, Roland zwischen ca. €700-1.500,-
- Hybrid-Digitalpianos: Das beste beider Welten startet preislich wie die Oberklasse der Digitalpianos und endet in der Preisklasse von akustischen Flügeln, also ca. €3.000-10.000,-
Und hier eine kurze Liste, was ich nicht empfehle:
- Stutzflügel (Kleine Flügel unter 170 cm Länge) sind klanglich zu blechern und haben einfach keine Bässe, also lieber ein Pianino, wenn es akustisch sein soll.
- Alte Instrumente vor 1970 sollten schon sehr genau begutachtet werden, die Wahrscheinlichkeit ein unzureichendes Instrument zu bekommen ist hier zu hoch, oft reichen diese allenfalls als schönes Möbelaccessoir
- Günstige, klappernde Digitalpianos der meisten anderen Marken
- Keyboards, denn diese haben einen reduzierten Tastaturumfang und keine gewichteten Tasten, kommen also nicht in Frage
Auf meiner kit.co Seite findest du Empfehlungen für Digitalpianos, wo du bedenkenlos zuschlagen kannst. Wenn du die Möglichkeit hast, gehe unbedingt die Geräte anspielen, um dir ein Gesamtbild zu verschaffen, insbesondere wegen der Mechanik und Tastaturgeräusche.
Wie geht es weiter?
Was bevorzugst du selbst? Ist dir die Lebendigkeit eines akustischen Klaviers mehr wert als die Pflegeleichtigkeit eines Digitalpianos, oder entscheidest du dich eher für das beste aus beiden Welten, also Hybrid-Digitalpiano oder ein akustisches Silent Klavier?
Schreib‘ mir deine Meinung in die Kommentare. Gerne beantworte ich dir auch Fragen zu einzelnen Modellen.
Hallo! Zunächst einmal danke für diesen sehr hilfreichen Artikel!
Eine Rückfrage dazu: Sind mit „Hybrid-Digitalpiano“ akustische Klaviere mit eingebauter Stummschaltung bzw. zusätzlicher digitaler Klangerzeugung gemeint, z. B. Yamaha B3 TransAcoustic oder Kawai K-300 Aures 2? Oder geht es bei dem Begriff um eine andere Instrumenten-Gattung?
Ich stehe nämlich gerade genau vor der genannten Entscheidung: Ich bin vor fünf Jahren als Erwachsener mit dem günstigen Yamaha Arius YDP-S52 Digitalpiano eingestiegen und war eigentlich immer recht zufrieden damit. Jetzt möchte ich aber „upgraden“ und schwanke zwischen einem akustisches Hybrid-Klavier der Mittelklasse (siehe o. g. Modelle) oder einem hochwertigen Digitalpiano (z. B. Kawai CA-901).
Im Moment tendiere ich zur akustischen Hybrid-Variante, lese aber immer wieder, dass die digitalen Instrumente immer besser werden und selbst für ambitionierte Hobby-Pianisten völlig ausreichen. Und die Digitalisierung soll ja eh nicht mehr aufzuhalten sein… 😉
Hallo Oliver,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Gleich vorweg, die Begriffe der verschiedensten Klavierarten ist nicht immer sehr genau und werden je nach Land und Sprache unterschiedlich aufgefasst, deswegen kommt es hier öfters zu Unklarheiten und Erklärungsbedarf.
Was ich hier mit dem Begriff „Hybrid-Digitalpiano“ meine, ist aber tatsächlich ein digitales Instrument, das eine dem echten Klavier nachempfundene Mechanik eingebaut hat. Die Tonerzeugung ist also rein digital und der „Hammer“ schlägt statt auf eine Saite auf einen Sensor oder Dual Sensor. Man könnte es auch einfach als ein Digitalpiano mit akustischen Elementen sehen.
Die Klaviermechanik solcher Digitalpianos ist ähnlich aufwändig gemacht wie bei akustischen Instrumenten, sodass man mit jedem Tastendruck den für akustische Instrumente typischen Widerstand spürt, da viel Masse über die verschiedenen Scharniere bewegt wird. Dies erlaubt wiederum ein sehr kontrolliertes Spielgefühl.
Beispiele für Hybrid-Digitalpianos wären das Yamaha NU1X/NU1XA, das Casio GP-510 oder das Kawai Novus NV10.
Der andere Typus mit Hybrid im Namen ist übrigens wirklich die von dir vermutete Art: Ein echtes akustisches Klavier, das mit digitalen Funktionen erweitert wurde, um z.B. Stummschaltung und somit das Üben mit Kopfhörern zu ermöglichen.
Ich benenne diese zwei Hybridarten zur Unterscheidung gerne so:
1. Hybrid-Digitalpiano (Digitalpiano mit akustischen Elementen)
2. Silent Piano oder (Akustisches Piano mit digitalen Elementen)
Übrigens bin ich auch der Meinung, dass hochwertige digitale Instrumente für ambitionierte Hobby Pianisten schon so viel bieten, dass man nicht unbedingt tief in die Tasche greifen muss.
Am besten an mehreren Tagen auf einem Klavier im Geschäft wirklich so üben wie du es zu Hause machen würdest, dann verschaffst du dir einen wirklich realistischen Eindruck, wie gut dir das ins Auge gefasste Klavier gefällt. 😉
Viel Erfolg!
Lieber Herr Lechner,
danke für Ihre wertvollen Hinweise zu den Unterschieden zwischen digitalen und akustischen Klavieren. Momentan stehe ich vor der Entscheidung, ob ich mir ein neues digitales Klavier oder doch lieber ein akustisches Instrument zulegen soll. Das digitale Klavier CLP 795 gp von Yamaha finde ich im Prinzip nicht schlecht. Ich befürchte allerdings, dass es mich mit meiner Spieltechnik nicht weiterbringt, da die Möglichkeiten der Klanggestaltung eingeschränkter sind als auf einem akustischen Instrument. Insofern überlege ich, ob ein Yamaha gb1 Stutzflügel, der preislich mit dem CLP 795 gp vergleichbar ist, nicht vielleicht doch die bessere Alternative ist? Sie sind auf die Nachteile eines Stutzflügels in Ihrem Beitrag schon eingegangen. Der gb1 von Yamaha klingt aber nicht schlecht. Was wäre Ihr Rat?
Herzlichen Dank für Ihre Zeit und
beste Grüße,
Ihr
Ronald Bottlender
Lieber Herr Bottlender,
wenn die Möglichkeit besteht (und Sie sich nicht schon entschieden haben) empfehle ich folgendes:
Die Instrumente in der engeren Auswahl mehrmals stundenlang zum Üben benutzen, wenn das im Geschäft möglich ist (bei einem digitalen Instrument abwechselnd mit Kopfhörern und Lautsprechern).
Erst nach mehreren Tagen und ausreichendem Spiel darauf werden Sie alle spielerischen und klanglichen Vor-/Nachteile erlebt haben.
So habe ich es vor einigen Jahren bei meinem Yamaha C7-Flügelkauf gemacht. Obwohl ich mir fast sicher war, dass ich ihn kaufen werde, übte ich noch mehrere Stunden im Klavierhaus verschiedene Stücke darauf, bevor die endgültige Entscheidung fiel.
Dies stellt einfach sicher, dass man zu Hause keine Überraschungen erlebt.
Bei einem Stutzflügel könnte man z.B. zu Hause von schwachen Bässen enttäuscht werden, die einem im Geschäft beim Ausprobieren nicht so aufgefallen sind.
Insofern kann eine vorteilhafte Akustik im Geschäft übrigens auch noch eine Rolle spielen. Ideal wäre, wenn das Instrument nicht in einem großen Ausstellungsraum steht, wo andere akustische Klaviere mitschwingen. So klingt jedes Instrument einfach beeindruckender als zu Hause in einem kleineren Raum.
Einen konkreten Rat kann ich leider nicht abgeben, da jede Situation individuell ist. Ich denke aber schon, dass Sie sich eine angemessene Zeit zum Ausprobieren geben dürfen, da man für ein Instrument dieser Preisklasse doch etwas tiefer in die Tasche greift. Viel Erfolg und viel Freude beim Klavierspiel!
Mit musikalischen Grüßen,
Stefan Lechner
Lieber Herr Lechner,
ich spiele seit 2,5 Jahren Klavier und möchte es nicht mehr missen. Bezüglich Instrument hadere ich aber nach wie vor. Aktuell spiele ich auf einem Kawai CA49, mein großer Traum wäre allerdings ein akustisches Klavier. Zudem denke ich, dass auch für unseren 8-jährigen Sohn, der vor einem halben Jahr mit Klavierunterricht begonnen hat, ein Digitalpiano auf Dauer nicht das Optimale ist. Leider ist aber für die Anschaffung eines akustischen Klaviers unsere Wohnsituation denkbar unglücklich. Wir wohnen in einer Mietwohnung im 2. Stock ohne Lift und ich sehe da für ein akustisches Klavier zahlreiche Probleme: die Nachbarn, der Transport in den 2. Stock sowie der nächste Umzug, der bestimmt irgendwann kommen wird. Ich war neulich in einem Klaviergeschäft, um mich zu erkundigen, ob ein akustisches Klavier in unserer Situation möglich bzw. sinnvoll ist. Möglich ist es natürlich und auch bezüglich der Nachbarn gibt es eigentlich ganz gute Lösungen (Schallschutzmatten, Silentsystem, Moderatorpedal). Aber ich schrecke nach wie vor vor der Anschaffung eines akustischen Instrumentes zurück, weil ich ja im Vorfeld nicht weiß, ob sich nicht doch der eine oder andere Nachbar über die Lautstärke beschweren wird oder ob nicht auch der nächste Umzug durch das Klavier extrem aufwändig und kompliziert, aber auch teuer wird. Andererseits betrübt mich der Gedanke, dass ein Digitalpiano eben nie an ein akustisches Klavier herankommen wird und dadurch bei mir, aber auch bei meinem Sohn wohl Defizite bleiben werden. Ich bemerke ja auch deutliche Unterschiede zwischen dem Flügel im Klavierunterricht und dem Digitalpiano zu Hause. Die Dynamik der Stücke, die ich von meiner Klavierlehrerin lerne, kann ich zu Hause auf dem Digitalpiano nur teilweise verwirklichen, was ich schon langsam etwas frustrierend finde. Zudem finde ich es schade, das Klavier nicht in all seinen Facetten kennenlernen zu können, weil beim Digitalpiano einfach immer etwas „fehlt“.
Ich frage mich, ob es wirklich dafür steht, für ein authentisches Spielgefühl und für die Gewissheit, das Klavierspielen richtig zu lernen, so wie es sein soll, all die Nachteile in Kauf zu nehmen, die ein akustisches Klavier in unserer Wohnsituation mit sich bringt. Zumal es ja auch eine ziemlich große und kostspielige Investition ist, wo es am Ende nicht heißen soll: „Außer Spesen nix gewesen.“
Ich wäre für ein paar Tipps dankbar. Die Entscheidung ist wirklich nicht einfach, ob ich es mit einem akustischen Klavier riskieren oder doch besser beim Digitalpiano bleiben soll.
Mit freundlichen Grüßen,
Steffi