Du bist jetzt also gezwungenermaßen für einen längeren Zeitraum zu Hause und bemühst dich, dass ja keine Langeweile aufkommt. Ohne die Schule und ohne deine Freunde sehen zu können ist das eine Herausforderung.
Auch dein Instrumentalunterricht bleibt auf der Strecke, aber mit einem guten Tagesplan ist alles zu bewältigen.
Dein Instrumentallehrer hat dir sicher einiges an Aufgaben mitgegeben, online bist du sicher auch mit ihm in Kontakt, vielleicht sogar über Online-Unterricht.
Um etwas Abwechslung in deinen Musik-Alltag zu bringen, habe ich hier einige tolle Apps zusammengestellt, die dein musikalisches Wissen in verschiedenen Bereichen vertiefen und gleichzeitig auch unglaublich Spaß machen 😉
(Da ich selbst ein iPad besitze, sind die meisten davon leider nur für iOS, sorry also, falls du nur ein Android-Tablet besitzt.)
1. The Most Amazing Sheep Game (iOS)
Hier handelt es sich um ein wahrlich tolles Spiel mit hohem Suchtfaktor. Nicht umsonst hieß das Spiel vorher „The Most Addicting Sheep Game“.
Es kommt in Form eines einfachen, klassischen Sidescrollers und ist mit €1.09 geradezu ein Schnäppchen.
Das Spiel, liebevoll auch TMASG genannt, basiert auf rhythmisch orientierter Musik mit Ohrwurmgarantie und ist so einfach vom Spielprinzip, dass du innerhalb weniger Minuten den Dreh raus hast.
Einfaches Spielprinzip, aber nicht einfach zu meistern 😉
Ziel des Spiels ist es mittels drei Gesten (einfacher Sprung, hoher Sprung, Rollen) das Schaf zum Beat der Musik heil ins Ziel zu bringen. Mit steigendem Level werden die Rhythmen, die zum Erfolg führen, immer raffinierter.
Es gibt 5 Kapitel zu je 6 Levels + Endloslevel und das alles in 3 Spielmodi: Practice, Normal, Supersheep, wobei letzteres die Spielgeschwindigkeit erhöht.
Übrigens läuft die App auch problemlos auf älteren iPads und du kannst es natürlich auch spielen, wenn du kein Instrument lernst 😉
Hier siehst du eine kurze Demonstration von TMASG, gespielt von meiner Tochter (7) auf einem alten iPad 2.
2. Steve Reich’s Clapping Music (iOS)
Mit dieser App kannst du komplett kostenlos Steve Reichs Clapping Music üben. Und dabei verbesserst du auf brillante Weise deine rhythmischen Fähigkeiten!
Wenn du das Werk noch nicht kennst, dann höre es dir gleich hier im eingebetteten Videoplayer an:
Der Grundrhythmus im 12/8 Taktes (oder 6/4) besteht aus diesem Pattern, welches als Pattern 1 bezeichnet wird:
xxx 0xx 0x0 xx0 (als 12/8 gespürt)
oder
xx x0 xx 0x 0x 0x (als 6/4 gespürt)
x = Klatscher
0 = Pause
Hier siehst du, wie das ganze in Noten aussieht:
Es spielen zwei Musiker, der erste Musiker bleibt immer bei Pattern 1, der zweite schiebt nach 12 Wiederholungen das Pattern um eine Achtel zurück. Pattern 2 überlagert sich nun mit Pattern 1, nach 12 weiteren Wiederholungen überlagert sich Pattern 3 mit Pattern 1 usw…
Am Ende, nachdem alle 12 möglichen Patterns durch sind, schließt sich der Kreis wieder.
In der App ist der Computer der erste Musiker und du der zweite, der sich durch alle 12 Patterns durchklatscht.
Du kannst natürlich jedes Pattern einzeln üben, oder du versuchst dich durch alle 12 Patterns zu klatschen. Dabei ist beim Wechsel auf das nächste Pattern immer entscheidend, wie gut du es eintrainiert hast (oder wie gut du im erfassen und umsetzen von rhythmischen Patterns bist).
Der Rhythmus scrollt in Form von Punkten langsam den Bildschirm hinunter. Wenn du ungenau oder falsch klopfst, scrollen die Punkte wieder nach oben, bis sie komplett am oberen Rand verschwinden, dann ist Game over.
Die drei Schwierigkeitsstufen (Easy, Medium, Hard) unterscheiden sich im Tempo und der geforderten rhythmischen Exaktheit.
Das vom Komponisten vorgegebene Tempo ist übrigens 160-184 bpm (Viertelnote)
Und hier noch eine kurze Demonstration der ersten drei Patterns:
3. Beat Sneak Bandit (iOS)
Wieder ein Spiel, bei dem man für €3,49 zum Beat der Musik klopft.
Hier bewegst du einen Spion durch verschiedene Levels und du darfst dabei nicht entdeckt werden. Gefahren lauern in Form von Lichtern, Türen, bewegenden Plattformen, Wärtern, etc…
Der Clou: alles, wirklich alles bewegt sich zum Beat der Musik. Ziel jedes Levels ist es, die 4 Uhren einzusammeln. Dabei bewegst du deinen Spion immer zum Beat der Musik. Wenn du jedoch einmal nicht zum Beat klopfst, bleibt dieser hängen und eine der Uhren kann dabei verloren gehen.
Im Grunde ist das ganze Spiel aber auch ein kniffliges Rätselspiel. Jedes Level muss gründlich geplant sein, da du deinen Spion pro Beat einen Schritt in eine Richtung weiterbewegen kannst. Umdrehen geht nur über Wände oder geschlossene Türen etc…
Es gibt 4 Kapitel zu je 14 Levels und ein finales Level. Wer wirklich viel tüftelt und den Beat gut verinnerlicht hat, bekommt hier stundenlangen Spielspaß serviert.
Zur besseren Vorstellung siehst du hier einen kurzen Ausschnitt aus dieser rhythmischen App:
4. Rhythm Lab (iOS)
Rhythm Lab bietet für €4,49 fantastische Möglichkeiten, um aus Rhythmusmuffeln wahre Schlagzeug-Gurus zu machen. Moment, ist diese App dann nur für Schlagzeuger? Nein, alle Musikbegeisterten und Lernenden sollten diese App nutzen.
Die App bietet eine komplett nach Level geordnete Sammlung an kurzen Rhythmusbeispielen, die du mit dem einzählenden Metronom am iPad mitklopfst. Dazu gibt es 1 oder 2 Felder mit unterschiedlichen Klängen.
Nach Beendigung einer Aufgabe wirst du bewertet und siehst sofort wo Ungenauigkeiten waren. Dann geht es weiter zum nächsten Beispiel, zum nächsten Level usw.
Für Pianisten ist Rhythm Lab besonders wertvoll. Lernst du gerade Klavier und kämpfst mit dem beidhändigen Spiel, mit der Unabhängigkeit beider Hände? Hast du Schwierigkeiten aus linker und rechter Hand ein eingespieltes Team zu machen? Dann starte die beidhändigen Rhythmusübungen von Rhythm Lab und steigere dich jeden Tag ein bisschen. Meine Schüler sind jedenfalls begeistert und verbessern wirklich ihre Handkoordination.
Die App lässt sich sehr gut individuell anpassen: Tempo, Einzähler, Präzision, Applaus, Klangoptionen für Metronom und Klopf-Felder und vieles mehr…
Die Aufnahmefunktion und MIDI-Unterstützung (damit kannst du statt auf die Felder zu tippen auch mit einem Digitalpiano die Aufgaben spielen) gehören ebenso dazu wie den Fortschritt und die umfangreichen Statistiken zu verfolgen.
Außerdem gibt es einen eigenen Menüpunkt mit Beispielen häufiger “Problemrhythmen” wie Punktierte, Achtelnoten gegen Triolen, Hemiolen etc…
Ein paar Rhythmen aus der klassischen Literatur berühmter Komponisten, Schlagzeugpatterns und das Anlegen von benutzerdefinierten Patterns runden die App gekonnt ab.
Und habe ich schon erwähnt, dass viele meiner Schüler begeistert sind? Sicher, ich bin es nämlich auch.
Eine kurze Demonstration im nachfolgenden Video:
5. Flashnote Derby (iOS und Android)
Flashnote Derby kostet €5,49 und ist ausgezeichnet dazu geeignet, um das Noten lesen zu üben. Die Aufmachung in Form eines Pferderennens ist vor allem für Vorschul- und Schulkinder sehr ansprechend.
Bei Flashnote Derby trainierst du das absolute Notenlesen und diese App ist wirklich sehr flexibel in den Einstellungsmöglichkeiten: Ein Tonbereich in 4 verschiedenen Schlüsseln oder einfach nur bestimmte Töne lassen sich sehr schnell einstellen.
Das Anlegen von Benutzern gehört genauso dazu, wie das Einstellen der Antwortzeit, die Anzahl der Fragen, die Auswahl der Tonart…
Antworten kannst du mit Tonnamenfeldern, einer virtuellen Klaviatur, über MIDI oder mit dem Instrument, die App hört zu! Letztere Option ist auf akustischen Klavieren die bevorzugte Art, da du so lernst, die Töne schnell am Instrument zu finden.
Als kleiner Bonus kannst du auch das Thema ändern: Ein Wolkenabenteuer mit Pegasus, ein Weltraumabenteuer mit Raumschiffen oder ein Rennen mit Rentieren.
Eine praktische Funktion ist die Möglichkeit für jedes Mitglied im Haushalt ein Profil zu erstellen, es gibt allerdings keine Fortschrittsanzeige und keine Statistiken.
Und so sieht das ganze aus:
6. Note Rush (iOS und Android)
Eine hervorragende App um €5,49 zum absoluten Noten lesen üben. Einfach und intuitiv aufgebaut.
Du kannst vorgefertigte Tonbereiche in beiden Schlüsseln üben. Entweder nur Violin- oder Bassschlüssel, oder aber das gesamte Klaviernotensystem mit beiden Schlüsseln.
Oder du legst im Level Designer die genauen Tonhöhen mit der Anzahl der Fragen fest. Perfekt um oft verwechselte, neue oder noch nicht gefestigte Noten zu trainieren.
Note Rush verwende ich selbst mit vielen meiner Schüler, die es auch zu Hause nutzen, jetzt also umso intensiver! 😉
Auch diese App lässt sich mit einem akustischen Klavier verwenden, sie hört mit. Dies verbessert die Fähigkeit eine Note im Notensystem direkt mit der dazugehörigen Taste am Klavier zu verbinden.
Zusätzlich gibt es neben dem Standardlook noch verschiedene Themes: Natur (Marienkäfer-Noten), Weltraum (Raumschiff-Noten) und Fußball (Fußball-Noten)
Profile und Fortschrittsanzeigen werden leider nicht unterstützt, doch das ist im Anbetracht des Lerneffekts zu verkraften.
Hier eine kleine Probe mit iPad und Digitalpiano:
7. NodeBeat HD (iOS und Android)
Mit NodeBeat HD kannst du für €4,49 auch ohne jegliche Musikkenntnisse coole Beats und Klänge kreieren. Du solltest nur eine Prise Experimentierfreudigkeit mitbringen.
Die grafisch ansprechende Oberfläche mit dezenten Farbübergängen lässt sich mit verschiedenen Elementen befüllen, die du von der linken Bildschirmseite an eine beliebige Stelle des gesamten Screens ziehst.
Zur Auswahl stehen Tongeneratoren (Kreis mit Plus), Drumgeneratoren (Quadrat mit Plus) und Noten (kleine runde Kreise)
Die zwei Arten von Generatoren senden ringförmige Impulse über eine bestimmte Distanz aus. Noten, die du im Einzugsbereich platzierst bringst du so zum Klingen.
Durch Linien wird die Verbindung zwischen Generator und Noten verdeutlicht, So kann eine Note auch von mehreren Generatoren aktiviert sein.
Parameter wie Einzugsbereich, Tempo, Waveform, Tonart, Tonleiter und Effekte lassen sich schnell und unkompliziert anpassen. Auch ist es möglich zwischen stillstehenden oder beweglichen Generatoren/Noten umzuschalten.
Wenn du zu den Improvisierfreudigen gehörst, so steht dir zusätzlich eine Art Keyboard zu Verfügung. Auf dem gesamten Bildschirm sind senkrechte Linien sichtbar, die wie die Tasten einer Klaviatur funktionieren. Einfach drüberstreichen und genießen!
Hier siehst du NodeBeat in Action:
8. SoundForest (iOS)
Diese App ist eine Art Drumcomputer speziell für Kinder. Du kannst in die Rolle eines DJs schlüpfen und coole Loops erstellen.
Der Bildschirm stellt ein Drum-Grid dar: Du kannst dir eine Zeile wie ein einzelnes Instrument vorstellen und die Spalten als einen 4/4 Takt in 16tel-Unterteilung.
Unten kannst du aus verschiedenen Drumsounds und anderen Klängen wählen, alle haben einen gewissen Bezug zu Wald und Natur, also Bäume, Pflanzen, Tiere etc…
Diese Klänge platzierst du einfach in das Drum-Grid, dabei du kannst deiner Kreativität freien Lauf lassen und dabei erforschen, wie Grooves aufgebaut sind.
SoundForest kommt als werbeunterstützte, eingeschränkte Gratisversion und kann via In-App-Kauf um €2,29 komplett freigeschalten werden.
Hier ein kleiner Einblick in SoundForest am iPad:
9. Real Piano (iOS)
Am Tablet Klavier spielen? Naja, ein bisschen Spaß darf in dieser Form schon sein. 😉
Apps dieser Art gibt es einige, viele sogar kostenlos. Warum solltest du dann €3,49 für diese bezahlen?
Real Piano bietet einfach tolle Funktionen und klingt dabei auch noch sehr gut.
Du kannst verschiedene realistische Instrumente wie Flügel, Gitarre, Bass, etc spielen. Dabei stehen dir 2 Arten der dynamischen Kontrolle zur Verfügung: entweder durch die Klopfstärke deines Fingers oder durch die Position auf einer Taste.
Weiters gibt es personalisierbare Tastenbeschriftungen wie C,D,E, 1,2,3 oder Do,Re,Mi sowie Audioeffekte, Aufnahmefunktion und Möglichkeiten zum Teilen auf verschiedenen Plattformen.
Deine Stücke und Übungen solltest du natürlich nach wie auf einem echten Klavier ausführen. 🙂
Und hier siehst du ein kurzes Stück in der App gespielt:
10. SoundPrism (iOS)
Die letzte App in dieser Runde kommt in einer kostenlosen und einer Pro Version für €5,49. Aus meiner Erfahrung reicht die kostenlose Version vollkommen aus, du bist dafür auf 4 Klänge beschränkt.
Weiters gibt es auch SoundPrism Electro für €5,49, welches ich persönlich noch nicht ausprobiert habe.
Aber nun zur SoundPrism, was machst du mit dieser App eigentlich?
Im Grunde erstellst du mit ihr harmonische Klangteppiche, um beispielsweise Songs oder Loops damit zu unterlegen. Es stehen dir Akkorde und Bässe zur Verfügung.
Du kannst sogar wunderschöne Harmonien ohne jegliche musikalische Vorkenntnisse erzeugen.
Der Großteil des Bildschirms ist für Akkorde reserviert, die 1. Spalte links gehört den Basstönen, die 2. Spalte ermöglicht es dir Akkorde und Basstöne voller oder dünner einzustellen, um dynamische Abwechslung zu kreieren.
SoundPrism ist auch hervorragend dafür geeignet, um harmonische Strukturen begreifen zu lernen. Du kannst nämlich in jeder (Dur-)Tonart Akkordklänge erzeugen und siehst auf einen Blick, welche Akkorde zugehörig sind.
Im folgenden kurzen Demovideo siehst du wie eine Akkordfolge der Stufen I-IV-VIm-V gespielt wird:
Hast du auch interessante Apps, die du gerade in dieser spannenden Zeit gerne verwendest, um etwas mehr Abwechslung in den Alltag zu Hause zu bringen? Dann schreib doch deine Favoriten in die Kommentare!
Und schau doch auch bei dieser noch umfangreicheren Zusammenstellung von hilfreichen Apps vorbei!
Danke für die coole Liste… Ich werde insbesondere die Klatsch-App ausprobieren, das hört sich nach Spaß an!
Danke 😉 Ja, Clapping Music ist auch einer meiner Favoriten hier! Viel Vergnügen!