In diesem Blogeintrag kannst du dir ein Bild davon machen, wie du dein Kind optimal auf einen geregelten Klavierunterricht vorbereiten kannst. Bestes geeignetes Einstiegsalter ist ab 6 Jahren, aber selbst mit 4 Jahren ist ein Einstieg durchaus möglich.

Einzelne Punkte dieser Checkliste sollten im Idealfall schon Jahre vor dem Unterrichtsbeginn in das tägliche Leben des Kindes integriert werden, um einen möglichst natürlichen, zwanglosen Zugang zum Instrument und zur musikalischen Entwicklung zu gewährleisten.

Kinderfinger auf dem Klavier von oben

Wenn du diese Tipps beherzigst, wird das den Lernprozess am Klavier garantiert um ein Vielfaches beschleunigen. Dein Kind wird  dadurch Monate, vielleicht sogar 1-2 Jahre einsparen können.

Im Grunde beinhaltet die Vorbereitung auf den Klavierunterricht von Elternseite vor allem gute Ausgangsbedingungen zu stellen sowie das Instrument als Alltagsbeschäftigung zu etablieren.


1. Kaufe ein Klavier

Dies scheint wohl auf der Hand zu liegen, doch erlebe ich es häufig, dass Klaviere erst Monate nach dem Unterrichtseinstieg angeschafft werden.

Die Realität ist in der Tat, dass niemand erkennbare Fortschritte machen kann, wenn keine Möglichkeit besteht das in der Klavierstunde gelernte zu Hause auszuprobieren und zu vertiefen, es wird keine Beziehung zum Klang des Klaviers aufgebaut, wenn dies nur 25 Minuten pro Woche im Unterricht geschieht.

Neben der zu langsamen musikalischen Entwicklung aufgrund zu knapper Beschäftigung mit dem Instrument bleibt nicht nur der (fein)motorische Fortschritt sondern auch die Entwicklung der Koordination beider Hände auf der Strecke.

Vor allem Letzteres wird häufig über kurz oder lang zum Flaschenhals und führt nicht selten zum Abbruch des Unterrichts, da man über einfach gestrickte Stücke nicht hinauskommt.

Stelle dir vor, du schickst dein Kind zum Fußballtraining. Diejenigen Kinder die auch außerhalb des Trainings gerne spielen, entwickeln sich sehr schnell weiter, lernen neue Bewegungsabläufe und werden durch Ihren eigenen Fortschritt weiter motiviert. Dieses Prinzip lässt sich auf alle Bereiche des Lebens übertragen: Mehr Kilometer – mehr Fortschritt – mehr Motivation…

Ein akustisches Klavier guter Qualität ist einem digitalem Klavier meist vorzuziehen, da es klangliche Möglichkeiten bietet, die auch in 50 Jahren von einem digitalen Klavier nicht reproduziert werden können. Diesen Unterschied merken Kinder interessanterweise beim Spielen häufig schon unbewusst, selbst wenn sie dies nicht erklären können.

Auch wird dein Kind auf einem akustischen Instrument einen besseren Anschlag entwickeln, der zu mehr Ausdrucksmöglichkeiten führt. Gute (gebrauchte) Pianinos sind ab ca. € 3000,- zu bekommen. Oft gibt es bei Klavierhäusern günstige Mietkaufoptionen, die mit € 50-70 im Monat zu Buche schlagen.

Wenn du dich für ein digitales Klavier entscheidest (z.B. aus finanziellen Gründen, oder du möchtest auch die Möglichkeit haben, dein Kind mit Kopfhörern spielen zu lassen) solltest du aber keinesfalls zu einem Noname- oder Billigprodukt greifen.

Wichtigste Merkmale sind: eine vollwertige Tastatur mit 88 gewichteten Tasten, Anschlagdynamik, guter Klang und ein Pedal. Preislich starten diese bei ca. € 700,- Gute Marken sind Yamaha, Kawai, Casio und Roland.

Hier gibt es nähere Info und wertvolle Tipps zum Klavierkauf, wo auch die Unterschiede sowie Vor- und Nachteile der verschiedenen Klavierarten beleuchtet werden.

Auf meiner kit.co Seite werden konkrete Modelle digitaler Klaviere unter € 1.000,- empfohlen.

Wenn das Instrument schon Jahre vorher im Haus steht, gibt das deinem Kind das Gefühl, dass ein Klavier Teil des normalen täglichen Lebens ist, und außerdem kann darauf nach Herzenslust herumgeklimpert und Klänge erforscht werden.

Der Aufstellungsort des Klaviers spielt übrigens auch eine maßgebende Rolle, nicht nur später, wenn regelmäßiges Üben schon lange zur täglichen Beschäftigung gehört.

Stelle das Klavier wenn möglich nicht in den hintersten, einsamsten und abgelegensten Raum des Hauses, denn die Aussicht später alleine im hintersten Eck ständig üben zu müssen erhöht den Anreiz nicht gerade.

Das Wohnzimmer ist da schon eher geeignet, wenngleich hier zwar das Klavier und der Fernseher um die Vorherrschaft wetteifern dürften, so ist die gewohnt angenehme Atmosphäre eines Wohnzimmers nicht zu unterschätzen.

Zusammen mit dem Klavierkauf ist es ebenso erforderlich, sich gleich einen passenden Klavierhocker zu besorgen. Wichtigstes Merkmal: er muss höhenverstellbar sein, denn die richtige Sitzhöhe ist von großer Bedeutung, um das mühelose Spielen aus einer bequemen Position zu ermöglichen.

Bei Klaviermieten und -käufen ist es übrigens mit etwas Verhandeln häufig möglich einen Klavierhocker gleich gratis dazu zu bekommen.

klavierspielendes kind

2. Ermutige dein Kind auf dem Klavier herumzuklimpern

Damit kann jederzeit begonnen werden, selbst schon vor dem 2. Geburtstag, es geht nur darum, ein ungezwungenes Verhältnis zum Instrument aufzubauen.

Dabei wird auf spielerische Weise entdeckt, wie die Tastenlandschaft des Klaviers in schwarze Zweier- und Dreiergruppen gegliedert ist. Wie Töne entstehen, dass man ihm verschieden laute Klänge entlocken kann, wenn man die Tasten mit viel oder wenig Schwung anschlägt.

Dass rechts ein Vöglein in den höchsten Tönen singt und links ein Elefant in tiefen, mächtigen Tönen stampft, dass durch Niederdrücken des rechten Pedals ein gehaltener und klangreicherer Ton entsteht (Kinder können das Pedal auch im Stehen ausprobieren) etc.

Dein Kind entwickelt ganz automatisch das notwendige Selbstbewusstsein, um in die Tasten zu hauen, was in den Klavierstunden von großer Bedeutung sein wird, vor allem in Situationen, wo einmal was Neues ausprobiert werden soll.

3. Lasse das Klavier regelmäßig stimmen

Dies gilt nur für ein akustisches Instrument, welches sich durch Luftfeuchtigkeitsschwankungen übers Jahr mehr oder weniger stark verstimmt. Digitale Klaviere können sich nicht verstimmen.

Lasse einen Klavierstimmer deines Vertrauens mindestens einmal, besser sogar zweimal jährlich zum Klavierstimmen kommen.

Die finanzielle Belastung hält sich je nach Gebiet mit 100-130 Euro pro Stimmung in Grenzen. Dein Instrument, deine Ohren und vor allem dein Kind wird es dir aber danken, denn es macht einfach mehr Spaß auf einem gestimmten Instrument zu spielen.

Unsere Ohren reagieren auch feinfühliger auf Frequenzschwankungen oder einfach gesagt: wer auf regelmäßig gestimmten Klavieren spielt merkt leichte Verstimmungen schon sehr schnell, während jemand, der vorwiegend auf verstimmten Klavieren spielt eine größere Hörtoleranz entwickelt, da sich die Ohren an den verstimmten Klang auch gewöhnen können.

klavierspielendes kind stehend

4. Höre deinem Kind zu

Versuche wahrzunehmen, welche Entdeckungen dein Kind auf dem Klavier macht und sprich darüber. Es geht hier weder um das Bewerten von richtig oder falsch noch darum, die richtigen musikalischen Fachausdrücke zu verwenden, sondern vielmehr zu lernen, dass wir Musik auch mit Bildern, Vorstellungen und Metaphern unterlegen können, dass Klänge und Melodien Emotionen hervorrufen können.

Dein Kind lernt die eigene Musik zu beschreiben und in Worte zu fassen, wie es sich anfühlt etwas zu spielen, ob frech oder brav, ob lieblich oder grob, ob hell oder düster, ob lustig oder traurig, ob lebhaft oder ruhig, ob gelassen oder aufgeregt, ob ironisch oder ernst, ob hektisch oder gemächlich, ob schlicht oder grandios.

Du kannst dein Kind auch dazu ermutigen indem du ihm mitteilst, wie das Gespielte auf dich selbst wirkt, um es so auch in der Sprachentwicklung zu unterstützen.

Gib Anregungen und Vergleiche wie: „Das klingt wie eine leichtfüßige Katze, die über die Tasten huscht“ oder „Das klingt nach dem frechen Gesang eines Vogels“ etc. Vergleiche mit Tieren kommen immer sehr gut an, gerade bei den ganz Kleinen.

Beobachte, ob dein Kind häufig mit denselben oder verschiedenen Tönen experimentiert, ob es sich auf einen engen Bereich oder über die ganze Klaviatur ausbreitet, ob es eher zurückhaltend und vorsichtig anschlägt oder wie ein Löwe in die Tasten haut .

Frage auch danach, warum es bestimmte Spielarten anderen vorzieht, dies zeigt nicht nur, dass du Interesse bekundest, sondern regt auch zum Nachdenken an, um wieder neue Dinge auszuprobieren.

Vorbereitung auf den Klavierunterricht

5. Hilf deinem Kind, dass es zwischen rechts und links unterscheiden kann

Hier geht es darum, den Grundstock für körperliche und räumliche Vorstellungskraft mitzugeben, denn alles was Kinder früh in Bezug auf Unterscheidung von links und rechts lernen, ist von großem Nutzen für das spätere Klavierspiel.

Eine Melodie in der rechten Hand kann links gespiegelt werden oder parallel ausgeführt werden, die Tastenanordnung von tief nach hoch sowie die Tonabfolge von Melodien sind ebenso stark auf eine sichere Differenzierung der beiden Seiten gestützt wie die Notenschrift mit ihrem Klaviersystem, ein Schlüssel für jede Hand.

Dies sind einige Beispiele, die viel Zeit im Unterricht einsparen, wenn hier schon eine gewisse Sicherheit vorhanden ist.

Vorbereitung auf den Klavierunterricht

6. Zeige deinem Kind das ABC, von A bis G

Durch vielgehörte Lieder kennen viele kleine Kinder heute schon das Alphabet. Dies gibt auch einen kleinen Vorsprung in der musikalischen Entwicklung, da die sieben Stammtöne den ersten 7 Tönen des Alphabets entsprechen.

Selbst wenn im Deutschen folgende Reihenfolge üblich ist: ahcdefg so ist der Ausreißer „h“ noch zu vernachlässigen.

Vor allem im Hinblick auf eine immer mehr zusammenrückende Welt ist die in vielen anderen Sprachen übliche Reihenfolge (abcdefg) sowieso einfacher zu merken und weniger verwirrend.

Wenn die Zeit gekommen ist und die Stammtöne im Klavierunterricht eingeführt werden, gibt es meist stolze Gesichter, da die Buchstabenreihenfolge nun nichts neues mehr ist.

Das vorherige Kennenlernen in umgekehrter Reihenfolge (gfedcba) hilft hier auch über eine eventuelle Hürde etwas schneller hinweg und ermöglicht es, sofort zusammen tiefer in die Materie einzutauchen.