Was kostet Klavierunterricht bei Ihnen? Wie viel verlangen Sie für eine Klavierstunde? Diese und ähnliche Fragen werden mir als Pianist und Klavierpädagoge naturgemäß häufig gestellt. Auf diese Frage dürfen Musiker und Pädagogen mit einer gewissen Bestimmtheit und Selbstsicherheit ihren Preis nennen, schließlich sollte man doch wissen, was man wert ist, oder?
Unterschiede in Ausbildung und Erfahrung
Im allgemeinen bestimmt der Ausbildungslevel und die Unterrichts- sowie Auftrittserfahrung den Preis für instrumentalen Einzelunterricht.
Bei der Ausbildung reicht die Spanne von Klavierpädagogen mit mehrfach abgeschlossenen Studien auf Konservatorien oder Musikuniversitäten bis hin zu Lehrern ohne Ausbildung und Abschluss, die ihre Liebe zum Unterrichten entdeckt haben. Manche Lehrer setzen auf ständige Weiterbildung, tauschen sich aus und sind unentwegt am Puls der Zeit während andere sich nicht sonderlich um ihre persönliche, berufsmäßige Weiterentwicklung bemühen.
Es gibt Klavierlehrer, die eigentlich eher auf der Bühne zuhause sind, als im Unterrichtsraum, die regelmäßig Konzerte geben, in Bandprojekten mitwirken oder vermehrt als Korrepetitoren auftreten. Diese lassen ihre Erfahrung als Musiker manchmal gekonnt, manchmal weniger gekonnt in den Klavierunterricht einfließen. Ein guter konzertierender Pianist ist also nicht immer automatisch auch ein guter Klavierpädagoge.
Einen großen Unterschied im Preis macht besonders die Unterrichtserfahrung. Ein 20-jähriger Studienanfänger kann relativ günstigen Klavierunterricht anbieten, während ein erfahrener und renommierter Musiker/Pädagoge im Alter von 60 Jahren eher im gehobenen Preisbereich anzusiedeln ist.
Finanzen
Viele Klavierlehrer sind Selbständige und Kleinunternehmer, die vom Unterrichten leben. Um erfolgreich zu sein ist neben dem musikalischen auch das wirtschaftliche Gespür von großer Wichtigkeit. Es ist wie jedes Geschäft eine einfache Rechnung: Die Unterrichtseinnahmen dienen nicht nur zum Leben sondern auch für Aufwendungen aller Art zur Erhaltung des „Geschäfts“.
Die in Musikerkreisen üblichen Preise für Instrumentalunterricht umfassen somit neben der reinen Unterrichtszeit auch alle für den Unterricht notwendigen Betätigungsfelder, Zeitaufwendungen, Investitionen sowie laufenden Kosten. Dazu zählen unter anderem:
- Allgemeine Unterrichtsvorbereitungen
- Individueller Lehrplan für jede/n Schüler/in
- Recherche und Planung des Unterrichtsrepertoires für jede/n Schüler/in
- Zeitaufwand für Notenankäufe
- Stundeneinteilung und Organisation, Telefonanrufe, E-mails, Korrespondenz
- Administration, Buchhaltung
- Instrumentalpädagogischer Studienabschluss
- Langjährige Unterrichtserfahrung, tausende Unterrichtsstunden, tausende Übungsstunden
- Investition in pädagogische und künstlerische Weiterbildung
- Betriebskosten und Miete des Unterrichtsraumes
- Instrumentenkosten, Stimmung, Service und Wartung
- Kostenaufwand für Website, Marketing, Werbung…
Vorzüge und Erwartungen
Auf Seiten der zahlenden Kunden ist es wichtig, all diese Fakten zu kennen, denn einen Klavierlehrer wählt man nicht mal schnell nebenbei wie wenn man ein neues Hemd kaufen würde.
Die Entscheidung Klavier lernen zu wollen bedeutet neben der Bereitschaft zum Üben und Lernen auch eine regelmäßige finanzielle Aufwendung, die wohlüberlegt sein will. Hier sollte man nicht vergessen, auf wie vielen Ebenen man in die eigene persönliche Entwicklung investiert, denn Klavier spielen schult Feinmotorik, Fingerfertigkeit, Gehör, Tastsinn, Musikalität, Sprache, Emotionalität, Bewegungsunabhängigkeit, analytisches Denken, Gehirnleistung, Durchhaltevermögen, Geduld, Konzentrationsfähigkeit, Merkfähigkeit, Planungsfähigkeit… Neben all diesen körperlichen und geistigen Aspekten erlernt man nebenbei die Sprache der Musik mit ihrer emotionalen Bandbreite und Ausdrucksfähigkeit sowie musikalische Strukturen und Zusammenhänge. Zu allem „Überfluss“ hält Klavier spielen geistig auch noch fit!
In Anbetracht dessen spielen die Kosten eher eine untergeordnete Rolle in der Wahl eines geeigneten Klavierlehrers, aber trotzdem kann man nur das zur Verfügung stehende Budget ausschöpfen.
Kosten
Abhängig vom Standort können die Kosten stark variieren, in (Groß)-Städten ist das Angebot zwar größer, aber ebenso die Nachfrage, was zu höheren Preisen führt als in ländlichen oder dünn besiedelten Gebieten.
In Wien beispielsweise liegt der Durchschnitt bei etwa €40,- bis €60,- für 50-60 Minuten privaten Klavierunterricht (Einzelunterricht).
Weniger erfahrene oder werdende Pädagogen setzen die Preise bei €20,- bis €30,- an, während man bei erfahrenen oder namhaften Lehrern durchaus mit €70,- bis €100,- rechnen darf.
Klavier im Gruppenunterricht wird meist bei 50%-75% angesetzt (bezogen auf den Preis für den Einzelunterricht).
Im Voraus bezahlter, wöchentlicher Unterricht über einen längeren Zeitraum ist im Normalfall günstiger (Preis/Einheit) als einzeln bezahlter und sporadisch gebuchter Unterricht.